Geschichte des Narrenvereins
Historisches
Die Ursprünge unserer Fasnet sind uns weitgehend unbekannt. Wir gehen heute davon aus, dass die aus dem alpenländischen Rheintal stammenden Grafen von Werdenberg, die von 1316 bis 1534 in Trochtelfingen lebten, alemannische Fastnachtsbräuche nach Trochtelfingen mitbrachten.
Die erste urkundliche Erwähnung unserer Fasnet finden wir im Jahr 1565 in der „Fürstlich Fürstenbergischen Herrschaftsordung“. In diesem „Gesetz“, der von 1534 bis 1806 in Trochtelfingen herrschenden Fürsten von Fürstenberg, steht geschrieben:
… „singen, johlen und herumschwärmen auf den Gassen an den Abenden der Sonn- und Feiertagen ist verboten. Unfug am Aschermittwoch z.B. begraben der Fastnacht, zieht arbiträre Strafen nach sich“…!
Weitere historische Fakten über die Trochtelfinger Fasnet stehen in der „Chronik der Ortschaft Mägerkingen und Umgebung“ geschrieben von Schultheiß Holzhäuer. Dort ist aus der Zeit des 16. Jahrhunderts zu lesen. „Fastnacht wird hier nicht mehr gefeiert. Auch keine Männer gehen feiern. Wer Fastnacht mitmachen will und dies sind hier wenige – gehen nach Trochtelfingen und Gammertingen. Fastnachtsküchlein werden hier noch in diesen Tagen gebacken“. Im Jahre 1674 findet man den Eintrag: „Eine Anzahl junger Leute, worunter des Pfarrers Magd, wurden mit je 3 Schillingen gestraft, weil sie zur Fastnacht nach Trochtelfingen sind und dort getanzt haben“.
„Eine Anzahl junger Leute, worunter des Pfarrers Magd, wurden mit je 3 Schillingen gestraft, weil sie zur Fastnacht nach Trochtelfingen sind und dort getanzt haben“
1707 wird die „Fürstlich Fürstenbergische Herrschaftsordnung“ renoviert und die Verbote zum begraben der Fastnacht beibehalten. Im Jahre 1723 „Verwilligt der Fürst den Wirten der Herrschaft Spielleute“. Die Tänze durften aber nicht länger als bis abends 8 Uhr dauern und mussten an Sonn- und Feiertagen morgens und abends während der Gottesdienste eingestellt werden. 1747 wird die „Fürstlich Fürstenbergische Herrschaftsordnung“ erneut renoviert und die Verbote bezüglich der Fastnacht weiter aufrechterhalten. Zu finden sind diese zeithistorischen Fakten im Fürstenbergischen Archiv in Donaueschingen.
Wie der Karneval ins Städtle kam
Im Jahre 1806 wechselte die Herrschaft Trochtelfingens erneut. Die Hohenzollern waren jetzt die Herren der Stadt. Zusätzlich folgte 1850 der Zusammenschluss Hohenzollerns mit dem Hause Preußen. Ab dieser Zeit wurden Lehrer und Soldaten ins ebenfalls preußische Rheinland, in erster Linie nach Boppard am Rhein zur Ausbildung geschickt. Im katholischen Lehrerseminar in Boppard wurde ein zünftiger Karneval gefeiert. Absolventen aus Trochtelfingen waren u.a.: 1882 Hauptlehrer Franz Haug und 1884 Lehrer Dietrich aus Trochtelfingen. Sie brachten die Elemente des Karneval in unsere Fasnet ein. Damals neue Bräuche wie das Prinzenpaar, ein Narrenkomitee, Prunksitzungen oder die Themenwagen am Rosenmontag sind noch heute fester Bestandteil unserer Fasnet. (Quelle: Journal „Rund um Boppard“)
Historische Erforschungen der Trochtelfinger Fasnet des 19. und 20. Jahrhunderts wurden im Wesentlichen von Adolf Schmid, ehemaliger Elferratspräsident und von Bernhard Klingenstein vom Heimat- und Geschichtsverein gemacht. So taucht im 19. Jhd. in Trochtelfingen die Fasnetsfigur „Hanswuschdl“ auf, die Jahrzehnte lang die Hauptfigur unserer Fasnet war. In den Erzählungen alter Trochtelfinger spielte der Hanswuschdl eine große Rolle. Er trug eine Clown-Montur mit spitzem Hut und großem Kragen. Sein Zepter war ein Stecken mit „Saublodra“. Er hat Anekdoten erzählt und ging heischend vom Bäcker, zum Metzger, zur Wirtschaft.
1886 wird in der „Lauchertzeitung“ der erste große Rosenmontagsumzug in Trochtelfingen, genannt „Großer Maskenzuge“, erwähnt. Damals schon mit dem Prinzen Karneval, einem Narrenkomitee und Maskengruppen sowie Themenwagen. Um 1900 gibt es das Stroh- oder Wergbärentreiben. Ein paar Jahre später die ersten Zigeunergruppen. Ab 1906 sind uns alle Prinzenpaare namentlich bekannt. 1912 treten die ersten Henkersknechte und 1920 die ersten Kemmatfeger an unserer Fasnet auf. In dieser Zeit wurde öffentlich Theater gespielt. Es fanden öffentliche Narrengerichte statt. Der Schützenverein veranstaltete jedes Jahr einen großen Maskenball. Auch große Militäraufmärsche mit Biwak waren in dieser Zeit an der Fasnet modern. (Quelle: Hohenzollerisches Staatsarchiv Sigmaringen)
Die Fasnet nach dem Krieg
Für die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg können wir auf zahlreiche Zeitzeugen zurückgreifen. Schon 1946 und 1947 findet wieder eine Fasnet, noch unorganisiert statt. Das Kemmatfegertreiben lebt wieder auf. 1950 folgt das erste Prinzenpaar nach dem Krieg. 1954 wird der Elferrat gegründet. 1955 Gründung der Prinzengarde. 1957 erster Bürgerabend im Gasthaus Rössle mit Traditionsfigur Büttel. 1958 wird erstmalig ein Narrenbaum aufgestellt. Erstes Auftreten der Traditionsfigur Moritz am Bürgerabend. Ab dem Jahr 1963 gibt es fortwährend einen Kinderball. Seid 1973 tritt die Stadtkapelle Trochtelfingen im neuen „Hanswuschdl“ Häs auf. 1975 bis 1981 Gründungen unserer sechs Maskengruppen. 1977 etabliert sich der Narrenruf „Schrei-Au“ und die erste Hexenverbrennung wird veranstaltet. Die Fasnet nimmt unheimlich an Fahrt auf. Die Teilnehmer- sowie die Zuschauerzahlen steigen auf ein nie gekanntes Niveau. Heute etablierte Strukturen verfestigen sich. Der Geist der modernen Trochtelfinger Fasnet wird geboren.
Der Narrenverein Trochtelfingen
Dieser starke Aufschwung zwingt die Trochtelfinger ihre Fasnet in einem Verein zu bündeln. 1981 wird der „Narrenverein Schrei-Au Trochtelfingen“ gegründet und ins Vereinsregister eingetragen. Alle Maskengruppen und alle gewachsenen Strukturen werden in diesen Verein integriert und weitergeführt. Aus Elferrat wird Narrenrat. Nach der Stadtkernsanierung und Restaurierung des Pulverturmes wird dieser 1991 zur Narrenstube. 1996 Vorstellung der „Stizles-Lumpen“. 1999 folgt der erste „Showtanzwettbewerb“ in der Eberhard-von-Werdenberg-Halle. 2003 wird die bis dahin eigenständige Maskengruppe „Gombagoischter“ in den Narrenverein Trochtelfingen aufgenommen. Im Jahr 2014 feiert der Narrenverein sein 33- jähriges Bestehen. Der Verein hat über 700 Mitglieder und ist der größte Verein in der Stadt Trochtelfingen. Heute wird bei uns, mit viel Liebe und Enthusiasmus, ein ganz eigener Mix aus schwäbisch-alemannischer Fasnet und rheinischem Karneval gefeiert. Eine aus Jahrhunderten gewachsene Symbiose.
Infos zum Verein, wie er heute ist, siehe Abschnitt Verein.